Beschreibung
Soziale Systeme besitzen einen Bestand an Ritualen und Inszenierungen (die Jahreshauptversammlung, der Tag der deutschen Einheit, die Fußballweltmeisterschaft, der Familiengeburtstag oder der Vereinsabend der freiwilligen Feuerwehr), mit denen sie sich selbst immer wieder darstellen und bestätigen. Sie schaffen so komplexe Erlebniswelten, in denen sich Menschen orientieren können und zurechtfinden. Das hat wenig mit rationaler Erkenntnis, aber viel mit Gewohnheit, Emotionen und dem Wunsch nach einem kalkulierbaren Umfeld zu tun. Alles legitime menschliche Bedürfnisse. Aber sie kollidieren mit einem wirtschaftlichen Umfeld, das Unternehmen unter permanenten Veränderungsdruck setzt. Zitat: „Was tun, wenn jeder Versuch, die alte, stabile Ordnung wieder herzustellen, die Überlebensfähigkeit des Unternehmens mehr schwächt als stärkt?“ Jede Organisation, jedes soziales System hat die Tendenz, seinen Status quo zu erhalten und auf Veränderungsdruck mit Widerstand zu reagieren. Nur so kann sich eine Kultur behaupten. Deshalb ist der Versuch, Einsicht zu erzeugen und die Probleme bewusst zu machen oft eine gute Methode, den Widerstand zu verstärken. Jetzt wissen die Betroffenen noch besser, was auf dem Spiel steht. Wer Entwicklungen in Gang setzen will, sollte deshalb berücksichtigen, dass ein komplexes System sich nicht in Bewegung setzen lässt, in dem man einzelne Elemente tauscht oder verändert.
Die Autoren verordnen Organisationen deshalb neue Erlebniswelten. Die „Strategische Inszenierung“ pflanzt den Keim für eine neue Realität in eine bestehende Struktur ein. Menschen entwickeln in den Aktionen und Inszenierungen, die in einer Hybridwelt aus Fantasy/Fiction (ein bisschen Terry Pratchett, Tolkien oder Grimms Märchen) und klug gewählter thematischer Verwandtschaft mit den Zielen eines Unternehmens spielen, eine eigene, neue Geschichte, die gleichzeitig Spielraum für individuelle Beteiligung und Kreativität bietet. Damit muss man sich erst mal anfreunden.